03) Judenverfolgung in Plettenberg

Die Tafel 3 gibt einen Überblick über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Plettenberg. Am Beispiel der Familie Bachrach lässt sich die Zeit der Verfolgung während der nationalsozialistischen Diktatur nachvollziehen.

Diie systematische, sich in ihrer Grausamkeit steigernde Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten fand wie überall in Deutschland auch hier in Plettenberg statt. Einen ersten Höhepunkt der staatlich gelenkten gewaltsamen Ausschreitungen gegenüber jüdischen Mitbürgern bildete die Reichspogromnacht, in der am 9./10.11.1938 jüdische Wohnungen, Geschäfte und Synagogen durch Nationalsozialisten verwüstet wurden und in ganz Deutschland nahezu 100 Juden ermordet sowie Zehntausende verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt worden sind.

Zwei von ihnen waren die Plettenberger Julius Bachrach und sein Schwager Hugo Neufeld, die gemeinsam das Textilgeschäft Neufeld betrieben.

Das tragische Schicksal der Familie Bachrach soll beispielhaft für alle anderen jüdischen Familien aus Plettenberg dokumentiert werden durch die folgenden Daten, die bruchstückhaft den Verlauf der Verfolgung andeuten. Dies geschieht, um dem Vergessen, Verharmlosen oder gar der Verleugnung der Judenverfolgung während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entgegenzuwirken.


Passfoto: Julius Bachrach

Familie Bachrach:
-    Julius Bachrach, Kaufmann, *16.7.1879
-    Olga Bachrach, geb. Neufeld, Hausfrau, *31.1.1889
-    Tochter Hilde Marianne Bachrach,

9./10.11.1938 Durchsuchung der Wohnung der Familie Bachrach
    11.11.1938 Verhaftung von Julius Bachrach, Inhaftierung im Konzentrations­lager Sachsenhausen
    19.11.1938 Dort wurde Julius Bachrach veranlasst, eine Vollmacht, die zur Vorbereitung eines späteren Zwangsverkaufs des von ihm betrie­benen Geschäfts diente, zu unterzeichnen.
                     Die Nationalsozialisten forcierten solche Verkäufe, um die Juden aus dem Wirtschaftsle­ben zu entfernen.
    16.12.1938 Vorläufige Entlassung Julius Bachrachs aus der Haft, um seine (zu diesem Zeitpunkt von den Nationalsozialisten noch erwünschte) »beschleunigte Auswanderung« innerhalb
                     von 14 Tagen durchzu­führen, andernfalls droht erneute Verhaftung. Die Familie will nach Uruguay emigrieren.
    16.01.1939 Das Kaufangebot für das Geschäft Neufeld an die Firma S. beläuft sich auf einen zulässigen Höchstpreis von 72000 RM, der weit un­ter dem realen Wert liegt.
    27.01.1939 Da sich die Erteilung des Visums aus Uruguay verzögert, entschei­det sich die Tochter Hilde, in die USA auszuwandern.
                     Sie meldet sich bei der polizeilichen Meldebehörde nach New York, Palisade ab.
    16.09.1939 Ein Bestätigungsschreiben über die Ankunft von Hilde Bachrach in den USA geht beim Einwohnermeldeamt in Plettenberg ein.
    22.09.1939 Das Ehepaar Bachrach meldet sich offiziell bei der Polizeibehörde Plettenberg nach Köln ab.
    20.12.1939 Umzug nach Köln, Pauliplatz 3. Was das Ehepaar bewogen hat, die beabsichtigte Auswanderung aufzugeben, bleibt offen.
    05.09.1942 Julius Bachrach kommt im KZ Litzmannstadt bei Lodz um. Seine Frau wird dort für tot erklärt.